Ausgangslage: Das Gespräch oder die Diskussion ist am kritischen Siedepunkt angelangt. Entweder ist die Konfrontation anschließend vorbei oder das Gespräch macht keinen Sinn mehr.
Benenden Sie nun endgültig die Eskalation.
Ihre angemessene Reaktion: das Betreten der gesprächskontrollierenden Meta-Ebene.
Die Meta-Ebene bezeichnet die übergeordnete Gesprächsebene, bei der Sie die Sach- und Emotionale Ebene verlassen und das Gesprächsverhalten sowie den Gesprächspartner selbst zum Thema machen.
Geben Sie konsequent und professionell ein Feedback auf das Verhalten und den Gesprächspartner selbst, reflektieren Sie den Gesprächsverlauf.
Traditionelles Feedback:
1. Was nehme ich wahr?
2. Wie wirkt es auf mich?
3. Was wünsche ich mir?
Vergessen Sie es!
Dieses traditionelle Feedback lebt von weichen Ich-Botschaften, ist sanft-konfrontierend. VERGESSEN SIE ES!!!
Auf Ich-Botschaften setzt Ihnen ein kritischer und konfrontativer Gesprächspartner entweder einen Deckel („Das ist und bleibt Ihr Problem“), es verfestigt außerdem die negativen Punkte – ist also diesbezüglich kontraproduktiv.
Das neue „Bredemeier-Feedback“ richtet sich an der Person gegenüber aus, es ist eine klares Aufzeigen des Konfliktes. Klar, dass es uns schwerfällt, hier einen „Straight Talk“, eine direkt-konfrontative Aussage aufzubauen, aber trotzdem.
- Die Ich-Botschaft wird in eine Du-Botschaft umgesetzt.
- Das alte Muster „Ich bin o.k., Du bist o.k. – das Gespräch ist o.k.“ hat nun seine Gültigkeit verloren.
- Das Gesprächsverhalten des Gegenübers, Er ist nicht o.k. Also sagen Sie es ihm.
Ein Beispiel:
„Sie arbeiten mit völlig aus der Luft gegriffenen Unterstellungen und polemisieren massiv gegen unseren Lösungsansatz.
Ihr Gesprächsverhalten ist deshalb destruktiv und torpediert zusehens unser gemeinsames Gesprächsziel.
Lassen Sie es, bleiben Sie bitte sachlich beim Thema, ansonsten beende ich das Gespräch!“
Skrupel? Dann verpacken Sie es doch als „Wir-Botschaft“ – es macht die Reaktion weicher.
Ein Beispiel:
„Wir verlieren uns leider immer wieder in gegenseitigen Vorwürfen und sinnlosen Anschuldigungen.
Damit verfehlen wir unser Gesprächsziel. Bleiben wir doch bitte beim Thema.“
Eine Chance haben Sie nur dann mit den Wir-Botschaften, wenn der Gesprächspartner wirklich am Ergebnis des Gespräches interessiert ist.
Noch konsequenter ist das „Bredemeier-Feedback“, wenn die negativen Themen nicht aufgenommen werden, sondern der Gesprächspartner konsequent zur positiven Gesprächsführung motiviert wird.
Dieser Ansatz ist komplett neu, deshalb bitte ich Sie zu beachten:
Es gibt keine Goldenen Kommunikationsregeln mit Gültigkeit in jeder Situation. Einzige Ausnahme:
Es gibt keine Goldene Kommunikationsregel!
Mein neues Feedbacksystem ist also jederzeit zu ergänzen oder zu modifizieren, abhängig von Gesprächspartner, Gesprächsverlauf und Gesprächsziel.
Bitte beachten Sie dieses.
Das neue Bredemeier-Feedback kann somit auch folgendermaßen lauten:
- Veränderung positiv formuliert ansprechen,
- die daraus resultierende Wirkung für den Gesprächspartner und den Gesprächsverlauf ableiten.
Ein Beispiel für das positive Bredemeier-Feedback
„Bitte bleiben Sie im Interesse an einer konstruktiven Lösung bitte beim Thema und bleiben Sie in der Gesprächsführung sachlich.
Nur so erreichen wir innerhalb des gesetzten Zeitrahmens eine überzeugende und für beide Seiten befriedigende Lösung!“
Sie können es jedoch auch für „normale“ Feedback-Prozesse verwenden. Es setzt ein qualifiziertes Feedback voraus und ein Aufzeigen einer einleuchtenden Alternative:
„Herr Maier, achten Sie auf einen ruhigen Stand bei der Präsentation, benutzen Sie die Standbein-Spielbein-Variante.
Sie erhöhen damit die Wirkung Ihrer Präsentation.“
„Herr Müller, wiederholen Sie Ihre Kernbotschaft und setzen Sie dann eine Wirkungspause an.
Sie unterstreichen damit Ihre Botschaft und verankern diese besser.“
Sollte Ihnen das allerdings zu schwer in der Umsetzung oder letztlich in der Formulierung zu hart klingen, dann bitte ich Sie um Modifikation, Sie können die alten Feedbackregeln gerne auch an das neue System adaptieren:
Modifizierte Beispiele (s.o):
„Herr Maier, bitte fragen Sie sich einmal, ob ein ruhiger Stand bei der Präsentation, also die Standbein-Spielbein-Variante
grundsätzlich die Wirkung Ihrer Präsentation erhöht.“
„Herr Müller, Sie könnten beispielsweise Ihre Kernbotschaft wiederholen, dann setzen Sie eine gezielte Wirkungspause an, das Ergebnis liegt auf der Hand:
Sie unterstreichen damit Ihre Botschaft und verankern diese besser.“
Über den Autor:
Prof. Dr. Karsten Bredemeier
Prof. Dr. theol. Karsten Bredemeier („Profis arbeiten mit Profis!“) ist TopExecutiveCoach & Kommunikationsstratege und gilt als der „Rhetoriktherapeut Deutschlands“ (manager magazin). In seine mehrfach prämierte Lehr- und Beratungstätigkeit für Dax-, Mittelstandsunternehmen, Institutionen und Startups fließen seine langjährige Tätigkeit als GFGesellschafter einer renommierten Beratungsgruppe, sein theologischer Hintergrund und seine journalistische Expertise überzeugend ein.
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