Ein pointiertes, schlagfertiges Zitat zur rechten Zeit ist Gold wert
… besser ist jedoch die Penetrierung Ihrer Kernbotschaft!

Zu diesem Thema bringe ich Ihnen gerne ein Beispiel aus meiner eigenen Praxiserfahrung:

Fast hätte ich meine Trainerkarriere beendet, als sie gerade angefangen hatte. Es ist über 20 Jahre her, allerdings mir wie heute noch vor Augen …
Ein mittelständiges Unternehmen für Visualisierungtechnik und Videokonferenz-Ausstattungen hatte mich für einen Vortrag auf der Didakta verpflichtet.

Die Didakta ist die führende Messe und Ausstellung für Lerntechnik und Tagungsmedien.
Dort wird Jahr für Jahr von den Austellern ein Diskussionsforum veranstaltet, auf der themenbezogene Referate einem interessierten Publikum präsentiert werden.

Mein Vortragsthema war die Einsatzmöglichkeit und visuale Gestaltung der damals noch nicht allzu verbreiteten Videokonferenzen. Eine solche Einrichtung schlägt in den Unternehmen schnell einmal mit ca. 1 Million Euro zu Buche, aber viele der Firmen, die über diese ausgestatteten Räume verfügten, mit denen man spezifische und themengebundene Konferenzen und Sitzungen mit Teilnehmern an verschiedenen Lokalitäten abhalten kann, nutzen oder nutzten sie nur unzureichend, da sie eine spezielle Durchführung und eine besondere visuelle Aufbereitung, Präsentation von Inhalten wie Vorbereitung erfordern.

Und eine sehr enge Moderation, damit es nicht eine typische Sitzung wird, auf die viele gehen, bei der aber wenig Effektives herauskommt.
Der damals führende Anbieter hatte mich also als Referent verpflichtet, diesen Mehrwert und zugleich die Zeit- und Kostenersparnis, sowie Einsatzmöglichkeiten anhand von Praxisbeispielen und didaktisch-methodische Vorgehensweise zu erläutern.
Mein Vorredner war der allseits bekannte Horst Rückle mit seinem Standardthema Körpersprache. Ein Thema, mit dem er übrigens auch Unternehmensethik ohne weiteres erklären kann.
Das Auditorium war interessiert bei der Sache, das Forum mit etwa 250 Gästen sehr gut besucht. Ein guter Auftakt.
Mein kurzweilig gestrickter Vortrag von knapp einer Stunde schien die Anwesenden mitzureißen, es bot sich immer wieder anhand der Praxisbeispiele die Möglichkeit, die interessierten Zuhörer mit ihrer Praxis einzubinden und Brücken zum Publikum herzustellen.
Die eingesetzten Visualisierungsmethoden sprachen die Teilnehmer an, ein beifälliges Nicken und wohlwollende Zufriedenheit ließen sich von den meisten Gesichtern ablesen.

Mein Eindruck und meine Wahrnehmung während des Referats signalisierten:
Du kommst gut an! Das Thema passt, der Inhalt überzeugt.
Zum Schluss des Vortrags eröffnete ich die Diskussion. Es standen im Forum Mikrofone verteilt, so dass eine interaktive Situation gegeben war.
Ziemlich weit hinten im Plenum erhob sich als erster ein Managertyp, gut gekleidet und nicht wie viele der anderen Forumbesucher mit Freizeitkleidung und Informationsmaterialien oder Info-Tüten bestückt. Er ging lässig in die Mitte des Plenums, ließ eine längere Wirkungspause verstreichen, bis auch alle anderen Anwesenden sich auf ihn fokussiert hatten. Und dann begann er sinngemäß voller Sarkasmus und triefender Ironie:

„ Herr Bredemeier, ein dickes, dickes Kompliment.((Pause!)) Ein dickes Kompliment dafür, dass Sie es geschafft haben, dieses hochinteressante Thema mit Ihrem Vortrag komplett zu zerreden!“ Drehte sich um, und ging gemächlich zum Forumsausgang.

Ich war wie vor den Kopf geschlagen, das hatte ich weder erwartet noch deckte es sich mit meiner Wahrnehmung eines interessierten und beteiligten Auditoriums.

Selbstbild und eingespieltes Fremdbild klafften meilenweit auseinander.
Und das Schlimme war: er ging. Er ging einfach, er wartete nicht auf die Antwort, erklärte nicht wieso und weshalb sein Eindruck so negativ war, er ging einfach.
Nachdem ich mich von dieser Konfrontation, diesem Verbalschlag vor den Kopf gefangen hatte, schoss mir ein Zitat durch den Kopf, welches ich während meiner Studentenzeit am Schwarzen Brett eines Studentenwohnheimes gelesen und welches sich unauslöschbar eingeprägt hatte.
Während also der Konfrontationspartner sich abwendete und gemächlich zum Ausgang strebte, gab ich ihm mit lauter und erstaunlich fester Stimme (obwohl die Kniee ziterten) dieses Zitat mit auf den Heimweg:

„Max Frisch hat einmal gesagt: Wenn Du glaubst, etwas als Wahrheit erkannt zu haben, so halte sie es dem anderen hin wie einen Mantel, in den er hineinschlüpfen kann, schlage es ihm aber nicht wie ein nasses Handtuch um die Ohren. Das war das Handtuch – schade!“

Es war mucksmäuschen still im Plenum, der Mann stockte … und dann setzte tosender Beifall der anderen 249 Anwesenden ein.
Die Situation war gerettet, der Aggressor hatte einen denkbar schlechten Abgang. Und der Beifall ließ ihn die letzten Meter bis zum Ausgang sicherlich wie die schwersten Meter seines Lebens vorkommen.
Die weitere Diskussion bestätigte: das Publikum war voll bei der Sache, Verbalattacken kamen keine mehr.
Später sah ich diesen Mann wieder, er trug mittlerweile ein Erkennungsschild und gehörte zur Verkaufsmannschaft des Hauptwettbewerbers meines Auftraggebers.
Es war ein Happy End. Doch was wäre gewesen, wenn ich blockiert gewesen wäre, was, wenn ich nur gestammelt hätte oder richtig sprachlos gewesen wäre? Für weitere dieser öffentlichen Auftritte hätte ich vielleicht keinen Mumm mehr gehabt.
Eine Lehre habe ich damals daraus gezogen: ich wollte nie in einer ähnlichen Situation sprachlos sein! Damals setzte ich auf ein gutes Zitat, heute setze ich in solchen Situationen lieber auf eine klare, penetrierte Kernbotschaft:

„Schade, dass die Botschaft von Ihnen überhört wurde, ich unterstelle einmal bewusst überhört wurde. Nochmal: „Die Firma XYZ hat ein erstklassiges Videokonferenzsystem entwickelt, das Ihnen Kosten spart und Innovationen beschleunigt! Weitere Fragen?“
Böse wäre: „Weitere Fragen, die uns jetzt inhaltlich weiterbringen?“

Tipp

Legen Sie sich grundsätzlich für jedes Gespräch, für jede Präsentation und jeden Vortrag zumindest eine klare Kernbotschaft zurecht, diese ist ein Anker in jeder Notsituation, um wieder Fuß zu fassen in der Diskussion, zugleich untermauert diese die eigene Position und verstärkt jeweils die Botschaft.

Was macht eine Kernbotschaft aus?

Eine gute Kernbotschaft weist drei Faktoren aus:

  1. sie ist eine prägnante Zusammenfassung des Gespräches oder der Präsentation
  2. beinhaltet zum „Anker setzen“ beim Publikum den Unternehmensnamen (wie soll sich der Gesprächspartner an Ihre Botschaft in Zusammenhang mit Ihnen sonst erinnern?!)
  3. eine klare Bewertung (schließlich kennen Sie Ihre Leistung!)

Erinnern Sie sich bitte an das vorausgegangene Beispiel:

„Schade, dass die Botschaft von Ihnen überhört wurde, ich unterstelle einmal bewusst überhört wurde. Noch einmal: „Die Firma XYZ hat ein erstklassiges Videokonferenzsystem entwickelt, das Ihnen Kosten spart und Innovationen beschleunigt! Weitere Fragen?“

– der Unternehmensname ankert, die Bewertung findet statt, es ist in einem Satz eine prägnante Aussage!